Die Chefin im Bierkrug-Museum

Anita Zehetmayer schupft viele Aufgaben. Zumindest um eine davon werden sie manche Männer beneiden: Sie ist „Chefin“ einer Sammlung von rund 600 Bierkrügen.

Österreichs einziges Museum für historische Bierkrüge steht mitten in Niederösterreich. In Hainfeld. Über vier Jahrzehnte hatte der Privatsammler Johann Hasenauer die Exponate zusammengetragen. Nach seinem Tod hat die Gemeinde die Sammlung aus dem Nachlaß gekauft.

„Natürlich hab ich drum
gekämpft, das zu kaufen“

„Natürlich hab ich drum gekämpft, das zu kaufen“, sagt die zuständige Kulturstadträtin Anita Zehetmayer. Sie hat die umfangreiche Sammlung als wahren Schatz erkannt. Ihr Lieblingsstück daraus ist eigentlich kein klassischer Krug, sondern eine sogenannte Ringschenkkanne. Erinnert auf den ersten Blick eher an einen Kerzenständer – aber egal, Bier kann man aus den verschiedensten Gefäßen trinken. „Westerwald, 19.Jahrhundert“, so die Fachfrau.

Seit langem interessiert und engagiert sich Anita für Kunst und Kultur. Das fiel auch dem seinerzeitigen Vizebürgermeister auf, der sie fragte, ob sie nicht für die SPÖ als Gemeinderätin kandidieren wolle. Gesagt, getan. Seit 2005 gehört sie dem Gemeinderat an. „Ich hab’s nie bereut und immer noch Freude daran.“ Was man dazu für ein Typ sein muß? „Ich bin gerne mit verschiedenen Leuten zusammen und habe Spaß daran, meine Gemeinde mitzugestalten. Da gibt es genug zu tun“. Dabei setzt sie auch in der politischen Diskussion auf den Kompromiss. „Zum Streiten bin ich nicht geboren“, betont Anita.

Seit letztem Jahr in Pension, hat sie jetzt mehr Zeit, sich um die Familie zu kümmern. Sohn, Schwiegertochter, Enkeltochter. Schokopalatschinken stehen bei letzterer hoch im Kurs. Aber auch Reisen mit der Oma. „Der Louvre hat ihr total gefallen“, erinnert sich Anita an den Paris-Trip der beiden. Zur Familie gehört auch noch Hunde-Mischling Cherry. „Ich verwöhn ihn ein bissl. Wir drehen täglich unsere Runde“. Pünktlich um halb elf.

„Eigentlich haben wir hier
drei Museen unter einem Dach“

Pünktlich um eins sperrt jeden Samstag das Bierkrug-Museum auf – für Gruppen natürlich auch zu anderen Zeiten gegen Vereinbarung. Und die zahlt sich auf jeden Fall auch für Nicht-Bier-Fans aus: im selben Gebäude ist ja auch noch das Hainfeld-Museum untergebracht. Mit Stationen aus der Vergangenheit Hainfelds, repräsentiert durch historische Persönlichkeiten, die in Puppenform zu den Besuchern sprechen. In einem separaten Raum erinnert man an den Einigungsparteitag der österreichischen Sozialdemokratie im Jahr 1889. Und zusätzlich gibt es hier im ehemaligen Bezirksgericht immer wieder Sonderausstellungen. Mit dem Gebäude verbindet Anita Zehetmayer viele Erinnerungen – schließlich hatte sie als ehemalige Mitarbeiterin eines Notars immer wieder bei Gericht zu tun. „Jetzt bin ich mit dem Museum praktisch wieder zurückgekehrt.“

„Wir haben Besucher aus ganz Österreich“, freut sich Anita. Und –innen natürlich auch. Schließlich ist sie selbst leidenschaftliche Biertrinkerin. Da hat sie in Hainfeld das ideale Umfeld. Eine Brauerei in unmittelbarer Nähe, das Bräustüberl nur ein paar Schritte entfernt.

Zu sehen gibt es im Moment rund 350 Exponate – Krüge aus viereinhalb Jahrhunderten. Für den Rest der Sammlung fehlt einfach ein geeigneter Raum. Aber wer weiß …

„Von allem ein bissl was“ –

– so beschreibt Anita ihre Heimatstadt mit wenigen Worten. Sie schätzt die Lage, die Landschaft, den guten Branchenmix, die Lebensqualität. Und ist stolz darauf, hier mitgestalten zu können. Ideen und Pläne gibt es genug. Endlich wieder mal eine Vernissage nach der langen Corona-Zeit, das wünscht sie sich. Und vielleicht einen Kabarett-Schwerpunkt. Wenn’s wieder möglich ist.

Anita ist eine von jenen, die „das Werkl am Laufen halten“ und Freude an ihre, Engagement für die Gemeinschaft hat. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen sie mit den richtigen Leuten zusammen.

Mehr übers Bierkrugmuseum unter www.bierkrugmuseum.at. Prost!