Schritt für Schritt ans Ziel​

„Es gibt keine Funktion auf der ganzen Welt, wo du Menschen so helfen kannst und gleichzeitig so gestalten kannst wie als Bürgermeister“, ist sich Peter Kalteis sicher.  Und sicher ist auch, dass es wenige andere Bürgermeister gibt, die es schon auf den Gipfel eines 8000ers geschafft haben.

Der Meniskus ist beleidigt. Nach den unzähligen Marathon-Kilometern, den Belastungen von abertausenden Metern Auf- und Abstieg in den Bergen darf er das sein, findet Peter Kalteis. Demnächst wird er operiert. „Aber sonst ist noch alles original bei mir.“

Bürgermeister Peter Kalteis, 63

Viel Hirn und viel Herz

Peter Kalteis ist seit 20 Jahren Bürgermeister in Weinburg im Bezirk St. Pölten. In den Gemeinderat holte ihn seinerzeit der damalige Bürgermeister. Ein Jahr später wurde er Vizebürgermeister. Quasi von null auf hundert in wenigen Monaten. Fast gleichzeitig wählten ihn die NÖ Naturfreunde zum stellvertretenden Landesobmann, drei Jahre später zum Obmann. Als Vizepräsident der Naturfreunde Österreich „bin ich plötzlich neben Heinz Fischer gesessen“. Es folgt „eine unglaublich lehrreiche Zeit. Ich hab ihn beobachtet, wie er Probleme angeht, kommuniziert, mit Leuten umgeht“. Intellekt und gleichzeitig Menschlichkeit, das beeindruckt Peter Kalteis.

„Viel Hirn und viel Herz“, das braucht ein Politiker seiner Meinung nach. „Man muss die Menschen mögen“, zitiert er Bruno Kreisky, der ebenso wie Fischer zu seinen politischen Vorbildern zählt. Und noch einen gibt es, den er in diese Kategorie einordnet: den Niederösterreicher Hannes Bauer. 

Der Sportler Peter Kalteis hat ein gutes Dutzend Marathons hinter sich. „Die Trainingskilometer vorher sind ein Vielfaches“. Dann kamen 24 -Stunden-Läufe. „Dagegen ist ein Marathon ein Honiglecken.“ Und dann die Expedition auf einen 8000er. „Dagegen ist der 24-Stunden-Lauf ein Honiglecken“. 

50 Jahre nach der österreichischen Erstbesteigung des Gasherbrum II – am Schnittpunkt zwischen Pakistan, Indien und China – wollen es die Österreichischen Naturfreunde wieder versuchen. 8035 Meter. Mit dabei bei dieser Jubiläums-Expedition: Peter Kalteis. Am 31.Juli 2006 steht er am Gipfel. Er träumt immer noch davon, obwohl es schon 16 Jahre her ist. „Extrem hart, herausfordernd, aber ein lässiges Abenteuer.“ 17 von 25 Teilnehmern schaffen es auf den Gipfel – ein Rekord, der Guinness-verdächtig ist.

Durchhaltevermögen zahlt sich aus

Was man beim Extremsport für die Politik lernen kann? „Nicht nur für die Politik, sondern fürs Leben generell: Dass sich Durchhaltevermögen auszahlt, dass man trotz aller Widerstände sein Ziel erreichen kann, wenn man es nicht aus den Augen verliert und sich nicht abbringen lässt. Schritt für Schritt.“

30.000 Besucher pro Jahr, umgeben von Motorik-Park, Sportstätten und viel Grün: Die Weinburger Kletterhalle ist ein gutes Beispiel für erfolgreiche und konsequente Arbeit. Seinerzeit nicht unumstritten, mittlerweile zum „Inventar“ einer Gemeinde geworden, in der Lebensqualität groß geschrieben wird. „Bei uns findest Du alles, was Du zum Leben brauchst“, bringt es der Bürgermeister auf den Punkt. Das hat auch 40 Jungfamilien überzeugt, sich hier anzusiedeln. Wo sonst findet man einen Baugrund, den man zinsenfrei über 30 Jahre abzahlen kann? Oder Genossenschaftswohnungen, die rund ein Drittel von dem kosten, was man woanders zahlt. Wie es dazu kam, ist eine lange Geschichte. Letztendlich hat sich der Bürgermeister durchgesetzt. Mit der ihm eigenen Beharrlichkeit. Und freut sich darüber, „wie viele Kinderwägen man jetzt in der Gemeinde sieht“. Jeder kennt jeden, jeder grüßt jeden, auch das ist Weinburg. Da gäbe es noch viel zu erzählen. Zum Beispiel über den Mostbrunnen, den die Landjugend errichtet hat. Mittlerweile vielfach kopiert. Oder darüber, dass die Gemeinde den Studierenden die Studiengebühren bezahlt.

Peter Kalteis hat viele schwierige Situationen erlebt. Im Sport, in der Politik und auch persönlich. Zweimal hat er schwere Erkrankungen überwunden. Macht einen das stärker? Gegen diesen Begriff wehrt er sich: „Nein, es macht einen bewusster. Das geht viel tiefer rein.“ Verletzlich ist man nachher genauso wie vorher. Aber: „Es gibt kein Aufgeben“. Mit seiner Frau hat Peter Kalteis zwei Töchter und drei Enkel. „Als Team sind wir unschlagbar“.

Seinem designierten Nachfolger – „sehr gut, engagiert, überall gern gesehen“ – hat er vor kurzem ein Buch über Bruno Kreisky geschenkt. Und wenn er ihm einen Rat mitgeben sollte? „Hol dir so viel Information wie möglich, bilde dir deine eigene Meinung und bleib dabei. Du bist der Gemeinde verpflichtet und nicht dem Einzelnen.“

Peter Kalteis ist einer von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.