„Den Gegner nicht runtermachen“​

Was die Politik vielleicht aus dem Rugby-Sport lernen könnte, wo rasche Entscheidungen wichtig sind und warum er sich seine Haare vier Jahre lang wachsen hat lassen – das erzählt uns der junge Gemeinderat Marcel Stech aus Enzesfeld-Lindabrunn. 

Beim Rugby hat Marcel gelernt, wie wichtig es ist, rasch zu entscheiden. Es gibt ja nur drei Möglichkeiten, wenn du mit dem Ball einen Gegenspieler vor dir hast: Links, rechts oder mittendurch. „Wenn du zu lange überlegst, hast schon verloren. Dann mäht er dich um!“

„Triff eine Entscheidung und dann steh dazu“, ist die Devise, die für Marcel auch in der Politik gilt. Seit 2020 ist der gelernte Maschinenbautechniker Gemeinderat in Enzesfeld-Lindabrunn (Bezirk Baden). Zum politischen Engagement „motiviert“ hat ihn die ablehnende Haltung des Bürgerlisten-Bürgermeisters, als Marcel einen Ersatz fürs abgerissene Jugendzentrum forderte. „Braucht keiner“ hatte dieser gemeint – und auch „trifft sich eh nur Gesindel dort“ soll gefallen sein …

GR Marcel Stech, 27

Haare lassen für einen guten Zweck

Bis vor kurzem hatte Marcel seine Haare meistens zu einem Zopf gebunden. Vier Jahre hat es gedauert, bis sie rund 40 cm lang waren, dann wurden sie abgeschnitten. Und gespendet, um daraus eine Echthaarperücke für ein krebskrankes Kind machen zu lassen.

 

Fußball hat er immer schon gespielt. „Gerne, aber nicht gut.“ Zu viel Körpereinsatz, lautete eine Kritik. Also hat er sich nach einer Alternative umgesehen und ist beim Rugby gelandet. Bei den „Wombats“ in Wiener Neustadt. Teamgeist und viel Motivation sind gefragt. Und vom Typ? Die großen Schweren genauso wie die kleinen Flinken – zu letzteren zählt er sich selbst. Die Frage nach den Regeln beantworten Rugby-Seiten im Internet. „Schaut kompliziert aus, ist aber eigentlich ganz einfach“. Und auch nicht so brutal, wie man meinen mag. Im Gegensatz zu American Football zählt bei Rugby lediglich ein Zahnschutz zum Equipment. Kleine Verletzungen sind einkalkuliert. Aber letztendlich geht es um die Community. Und da trinkt man nach dem Spiel auch schon mal ein Bier mit dem Gegner. Bezeichnendes Detail: Die Fans werden nicht voneinander getrennt, Anhänger beider Mannschaften sitzen bunt gemischt auf der Tribüne. „Es geht darum, das eigene Team anzufeuern und nicht den Gegner runterzumachen“. Vielleicht auch ein Rezept für die Politik. Und ja, jeder Verein, der was auf sich hält, hat auch ein Frauen-Team.    

Schon mit sieben Jahren wollte er zur Feuerwehr, jetzt ist er bereits 17 Jahre dabei. Seit einigen Jahren im Sonderdienst Waldbrand, da war er auch schon eine Woche in Nordmazedonien im Einsatz. Geschlossenheit ist wichtig für die Feuerwehr, betont er. Und der offene Umgang mit den Stärken und Schwächen jedes einzelnen. „Wenn wir wissen, dass jemand Höhenangst hat, dann wird er nicht raufgeschickt.“ Parteipolitik hat in der Feuerwehr nichts verloren.

„Auch mit Leuten reden, die anderer Meinung sind“

Zwei Jahre vor der letzten Gemeinderatswahl hat Marcel begonnen, in der SPÖ mitzuarbeiten. Dem Team gelang es, bei der Wahl von 6 auf 10 Mandate zuzulegen. Trotzdem „werden wir von der Mehrheit komplett ausgeschlossen“, beklagt er. Einladungen zu Gemeinderatssitzungen werden zum spätmöglichsten Termin zugestellt, Anträge im Gemeinderat abgeschmettert, vom vielbeschworenen „Miteinander“ ist in der Praxis nichts zu spüren.

 

Großes politisches Ziel? Dass der Sozialstaat nicht weiter ausgehöhlt wird. Als Kind einer alleinerziehenden Mutter weiß er, wie sich Armut anfühlen kann. „Es ist bezeichnend, dass bei uns die Millionäre bewundert und die Armen verachtet werden.“ Und in der Gemeinde? „Dass Enzesfeld-Lindabrunn sich nicht in Richtung Stadt entwickelt. Wachstum ja, aber nachhaltig.“ Und natürlich der alte Herzenswunsch: „Ein Jugendzentrum in der Gemeinde.“

Marcel ist Bezirksvorsitzender und stellvertretender Landesvorsitzender in der Jungen Generation der SPÖ. Er plädiert dafür, das Gespräch gerade auch mit jenen zu suchen, die anderer Meinung sind. „Oft plappern sie ja nur die scheinbar einfachen Lösungen nach.“ Und da könne man mit Gesprächen auf Augenhöhe doch was erreichen.

Marcel Stech ist einer von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.