„Meine Stücke sind meine Kinder“​

Gibt’s eine weibliche Form für „Tausendsassa“? Gudrun Friedrich ist eine solche. Sie schreibt Stücke fürs Theater, ist eine „Upcyclerin“ der ersten Stunde und engagiert sich im Gemeinderat ihrer Heimatgemeinde Pyhra im Bezirk St. Pölten. 

Worum es in Gudruns Stücken geht, wird nicht verraten. Nur so viel: Es ist mit Sicherheit lustig. Das lässt sich schon aus Titeln wie „Casanovas bester Schuss“, „Geschüttelt, nicht gerührt“ oder „Alphaweib sucht Teilzeitprinz“ leicht ableiten. Wann ist sie eigentlich selbst mit einem Stück zufrieden? „Wenn ich schon beim Schreiben so lachen kann, dass ich eine Pause machen muss.“

Geschrieben wird natürlich in Hochdeutsch, gespielt aber immer im Dialekt- je nach Aufführungsort. So auch in Raggal in Vorarlberg, wie sich Gudrun erinnert. „Ich hätt‘ dort überhaupt nichts verstanden, wenn ich mein Stück nicht gekannt hätte.“ Für die Theatergruppen zählt neben dem Inhalt auch die Anzahl der Rollen. Je mehr, desto schwieriger wird es, alle mit Laienschauspielern besetzen zu können. Da wird auch schon die eine oder andere Rolle gestrichen. „Aber unter sechs geht gar nichts“, weiß die Autorin. Gudrun verlangt im Unterschied zu manch anderem Autor keine Aufführungsgebühren. „Meine Stücke sind meine Kinder, ich brauch‘ kein Geld dafür. Ich freue mich, wenn ich meine Figuren lebendig auf der Bühne sehe.“  https://friedrichgudrun.jimdofree.com/

GRin Gudrun Friedrich, 64

Die Mama der Fraktion

Gespielt werden Gudrun Friedrichs Stücke quer durch Österreich – vom Burgenland über Kärnten bis Vorarlberg. In Bozen war sie auch schon vertreten. Fixpunkt ist in der eigenen Gemeinde, wo die Theatergruppe „Pyhranas“ aktiv ist. Da ist Gudrun schon selbst auf der Bühne gestanden und auch als Souffleuse aktiv gewesen.

Gudrun ist in Pyhra aufgewachsen. „Wir haben uns finanziell nicht viel leisten können, aber immer viel Spaß gehabt.“ Beruflich war sie unter anderem Assistentin im Einkauf eines großen Möbelhauses. Wer jetzt meint, dass ihr Stück „Firma, Firma – oder ein rotes Sofa für den Chef“ damit zu tun haben könnte, wird nicht ganz falsch liegen.           

Aktiv in der Gemeindepolitik ist sie seit der jüngsten Gemeinderatswahl 2020. Da hatte die SPÖ ernsthafte Personalprobleme und Gudrun musste nicht lang überredet werden, zu kandidieren. „Der Vater hätte sich im Grabe umgedreht, wenn sich die SPÖ bei uns aufgelöst hätte.“ Heute besetzt sie eines von vier Mandaten im Gemeinderat und hat den Vorsitz im Prüfungsausschuss. Sie ist die „Mama“ der Fraktion, die drei Kollegen „könnten meine Kinder sein“. Ihr hoher Bekanntheitsgrad in Pyhra ist leicht erklärt: „Wenn wo Hilfe gebraucht wird, bin ich dabei.“ Vom Aushelfen in der Sportplatz-Kantine bis zur Feuerwehr.

„Zuerst reden, dann machen“

Das Verhältnis zum Bürgermeister beschreibt sie als gut. Auch deshalb, weil für sie die sachbezogene Arbeit im Vordergrund steht – da gibt es viele Projekte, wo die SPÖ mit im Boot war. „Zuerst reden, dann machen“, lautet ihre Devise. Fundamental-Opposition machen andere Parteien. In der Kommunalpolitik generell wünscht sie sich mehr Frauen, weil die „anders aufeinander zugehen“. Und von einem ist sie auch überzeugt: Eine Reform der SPÖ geht nur von unten nach oben.

Gudrun liebt die Farben. „Ich male alles an – Möbel, Kleidung, bei mir wird nichts weggeworfen. Das habe ich schon gemacht, bevor der Begriff ‚Upcycling‘ in Mode kam.“

Großen Rückhalt findet sie in der Familie – bei ihrem Mann, den beiden Söhnen und deren Familien. Gemeinsam verbringen sie viel Zeit bei Musikveranstaltungen und auf Rock-Konzerten. „Mein Mann und ich können mittlerweile auch die Texte der ‚Toten Hosen‘ mitsingen.“ Bei unserem Besuch ist sie gerade auf dem Sprung zum „Frequency“ in St. Pölten.

Im Moment bereitet Gudrun gerade ein Theaterstück über die Politik vor. Wie immer gilt: Die Figuren sind frei erfunden, allfällige Parallelen zu real existierenden Personen sind rein zufällig. Aber eines ist jetzt schon klar: „In meinem Stück wird’s in der Gemeinderatssitzung lustiger zugehen als in Wirklichkeit.“

Gudrun Friedrich ist eine von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.