„Ich probiere immer, mein Maximum zu geben“

Durstig nach Leben und durstig nach Wissen. So beschreibt sie sich selbst: Mirsada Zupani aus St. Pölten. Von der Jus-Studentin in Bosnien bis zur Gemeinderätin in der Landeshauptstadt. Beeindruckend, wie viel man in einem Leben unterbringen kann.

„Ich hab‘ mich nie auf mein Geschlecht oder meine Herkunft reduzieren lassen“, sagt Mirsada Zupani mit Stolz. Und verweist gleich darauf, dass im Wort „Migrationshintergrund“ ja schon der Begriff „Hintergrund“ klar machen müsste, dass im Vordergrund etwas anderes stehen sollte als die Herkunft.

Gemeinderätin Mirsada Zupani, 54

Ein völlig neues Leben

Mirsada ist vor dem Krieg im ehemaligen Jugoslawien geflohen. Als sie in Österreich ankam, hat sie kein Wort Deutsch gesprochen. Nicht vermitteln zu können, „was man will, was man nicht will, und was man empfindet“ war für sie eine sehr harte Erfahrung. Zuerst im Lager Traiskirchen, dann in einer Unterkunft in Kirchberg an der Pielach. Mit einem Schlag war ihr bis dahin geordnetes Leben vorbei.

In ihrer alten Heimat hatte sie Jus studiert, jetzt war sie Putzfrau bei McDonalds. Eine engagierte AMS-Mitarbeiterin ermutigte sie, sich in verschiedenen Kursen weiterzubilden. Daraufhin folgten Jobs in Buchhaltung und Administration. Als sie bemerkte, dass sich immer wieder Menschen um Rat und Hilfe an sie wandten, beschloss sie, nicht zu „pfuschen“, sondern eine solide Ausbildung als Sozialarbeiterin zu machen. Neben einem Vollzeit-Job und zwei Kindern. „Da bin ich an meine Grenzen gegangen.“

Viele Jahre hat sie in der Emmausgemeinschaft gearbeitet, einem Verein zur Integration sozial benachteiligter Menschen. Heute ist sie Case Managerin bei „fit2work“, einer Einrichtung, die Personen in ein gesundes Arbeitsleben begleitet und Unternehmen hilft, die Arbeitsfähigkeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erhalten. Seit 2012 ist sie auch SPÖ-Gemeinderätin in St. Pölten. „Disziplin und Zeitmanagement“ braucht sie, um alle Ihre Aufgaben unter einen Hut zu bringen. Schließlich ist sie auch noch als Referentin für Suchtprävention bei der Fachstelle NÖ tätig. Und außerdem Landesreferentin für Migration, Gender & Diversität beim NÖ Zivilschutzverband. Damit nicht genug, hat sie letztes Jahr ein Masterstudium in Kommunikation und Betriebspsychologie an der FH Wien abgeschlossen. Quasi das zweite Studium – den ersten Abschnitt des Jus-Studiums hat sie seinerzeit in Linz absolviert. Bis ihr die Politik dazwischen kam.

Vorbild Kreisky

Zu ihrem Engagement in der SPÖ – sie ist heute auch Vorsitzende der Sektion Stattersdorf in der SPÖ St. Pölten – gab es für sie keine politische Alternative. Bruno Kreisky war auch in ihrer alten Heimat ein Begriff, Mirsada hat sich viel mit seinem Leben und Wirken beschäftigt.

Mirsada ist eine begeisterte St. Pöltnerin. Auch interessante Jobangebote konnten sie nicht aus der Landeshauptstadt weglocken. „Diese Stadt ist fast nicht mehr wiederzuerkennen im Vergleich zu 1992, als ich hierher gekommen bin.“ Bei der letzten Gemeinderatswahl bekam sie die meisten Vorzugsstimmen aller weiblichen Kandidatinnen.

Was ihr in der politischen Auseinandersetzung abgeht, das ist der manchmal fehlende gegenseitige Respekt. Bei „Wortmeldungen unter der Gürtellinie“ dürfe man sich nicht wundern, wenn andere Menschen wenig Interesse zeigen, sich aktiv am demokratischen Leben zu beteiligen. Ihre Grundeinstellung beschreibt sie mit einem bosnischen Sprichwort: „In der Zunge gibt es keinen Knochen – du brichst dir nichts, wenn du freundlich bist.“ Das hat sie auch ihren Kindern vermittelt – neben anderen Werten, die eigentlich ganz einfach sind: „Grüßen, älteren Menschen helfen und allen Menschen mit Respekt begegnen.“

„Das, was du immer bei dir hast, egal wo du bist, sind deine Werte, dein Wissen und das, was du im Herzen trägst“, sagt Mirsada sicher auch ihren beiden Enkelkindern. Seit letztem Jahr ist sie in einer Entwicklungshilfe-Gruppe aktiv, vor kurzem war sie dafür in Uganda. Nächstes Vorhaben? „Ordentlich Englisch lernen.“ 

Mirsada Zupani ist eine von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.