„Das Politische mit dem Gemütlichen verbinden“

Seit Jugendtagen organisiert sie Sozialprojekte, ist Gemeinderätin und Frauenpolitikerin. Das alles neben einem 40-Stunden Job. Power-Frau Claudia Musil aus Bockfließ im Bezirk Mistelbach.

„Sozial, irrsinnig temperamentvoll und mit vielen Ideen“, so beschreibt sich Claudia Musil in kurzen Worten selbst. Die soziale Ader liegt möglicherweise in der Familie. Die Großmutter – stolze 97 Jahre alt – hat ihr erst vor wenigen Jahren erzählt, dass der Urgroßvater seinerzeit auch schon für sein damals ungewöhnliches soziales Engagement bekannt war.

Familie Musil bewohnt ein Einfamilienhaus in der Gemeinde Bockfließ im Bezirk Mistelbach. „Selbst gebaut“, wie Claudia erzählt. So richtig, mit eigenen Händen, wie das so viele hier gemacht haben. Was das Haus der Musils von anderen unterscheidet, ist das Kellergeschoß. Wo andere einen Hobbyraum haben oder Fitnessgeräte unterbringen, findet sich hier ein eigener Raum für die lokale SPÖ-Ortsorganisation. Voll ausgestattet, inklusive Küche.

Geschäftsführende Gemeinderätin Claudia Musil, 48

Das SPÖ-Lokal im Keller

 „Da schaut’s noch ein bissl aus, weil gestern haben wir Sitzung gehabt und danach noch einen Geburtstag gefeiert. Die letzten sind gegen Mitternacht gegangen.“ Im Parteiraum im Musil-Keller ist alles, was man zum Besprechen, Arbeiten und Feiern braucht. Früher haben sich auch die Pensionisten regelmäßig hier getroffen. „Die haben einen eigenen Schlüssel gehabt, ich hab öfter mal einen Kuchen gebacken und runtergestellt.“

Claudia Musil ist geschäftsführende Gemeinderätin in Bockfließ, zuständig für die Volksschule und die schulische Nachmittagsbetreuung. „Ein Glück, dass wir noch eine eigene haben.“ Das Gebäude ist über 100 Jahre alt. „Da war schon meine Oma als Schülerin“. Jetzt stehen Sanierungsarbeiten an.

Das Klima im Gemeinderat beschreibt Claudia so: „Ich kenne ja viele aus der anderen Partei schon aus meiner Kindheit und Jugend.“ Vor 23 Jahren ist sie aus dem benachbarten Pillichsdorf nach Bockfließ gezogen. In den Gemeinderat ging sie erst, als ihr Mann dort ausschied. Fast zeitgleich wurde sie zur Vorsitzenden der SPÖ-Bezirksfrauen Mistelbach gewählt, mittlerweile ist sie auch Stellvertreterin der NÖ Landesfrauenvorsitzenden und Mitglied des Bundesfrauenvorstandes. Bei der jüngsten Landtagswahl war sie Spitzenkandidatin im Bezirk Mistelbach, wo sie in ihrer Heimatgemeinde ein Plus von fast 4 Prozent erreichte.

„Ich hab jeden Tag Termine“

Bei der Gemeinderatswahl 2020 konnte die SPÖ zwei Mandate zulegen. „Weil wir gute Arbeit machen“, ist Claudia überzeugt. Dazu gehört auch, bei vielen Veranstaltungen präsent zu sein und mit vielen Menschen zu reden. „Du musst Themen finden, mit denen man Menschen hier ansprechen kann. Und das Politische mit dem Gemütlichen verbinden, damit sich die Leute wohlfühlen.“

Für den Einkauf am Samstagvormittag plant sie schon mal zwei Stunden ein, weil sie so oft angesprochen wird. Dabei geht es im Moment vor allem um die Sorgen wegen der hohen Inflation, aber auch um den spürbaren Ärztemangel. Lokale Themen bleiben eher im Hintergrund – mit einer Ausnahme: In Bockfließ gibt es praktisch keine Wohnungen oder Bauplätze für die Jungen. Ein Projekt ist derzeit in Vorbereitung, Claudia hofft auf die baldige Umsetzung. „Die Jungen wollen nicht weg, aber was sollen sie tun, wenn sie hier keine Wohnung bekommen.“

Ihr soziales Engagement begann schon in der Schule. Mit 11 Jahren hat sie gemeinsam mit der Religionslehrerin für Kinder in Südamerika gesammelt, dann später in der HLW Schulsachen – das war während des Jugoslawien-Kriegs. Letztes Jahr haben die Mistelbacher SPÖ-Bezirksfrauen gemeinsam mit der Ukrainischen Botschaft ein Hilfsprojekt gestartet. Die große Spendenbereitschaft hat alle überrascht.

Die SPÖ-Bezirksfrauen sind für ihre Straßenaktionen bekannt, erzählt Claudia. Die Themen: gegen Femizide, für das Frauenvolksbegehren, für Schutz gegen Gewalt.

Neben all dem hat Claudia noch einen Fulltime-Job als Sachbearbeiterin in der Kunststoffbranche. „Ich hab einen tollen Chef.“ An den zwei Homeoffice-Tagen erspart sie sich zumindest je zwei Stunden Pendeln. Freizeit neben ihren vielen Aufgaben? „Da bleibt nicht viel. Spazierengehen mit dem Hund – Husky Tuula – und ein bis zweimal Aquagymnastik pro Woche.“ Ehemann und Sohn stehen voll hinter ihr – „sonst würde das nicht gehen.“  

Claudia Musil ist eine von jenen, die Freude an ihrem Engagement für die Gemeinschaft haben. Wenn Sie Lust haben, sich in ihrer Gemeinde im Rahmen der SPÖ zu engagieren oder jemanden kennen, dem Sie das vorschlagen wollen – eine kurze Mail an engagement@gvvnoe.at reicht. Wir bringen Sie mit den richtigen Leuten zusammen.