Die Zukunft der Rettungs- und Notfallversorgung in Niederösterreich stand am 20. August 2025 im Mittelpunkt eines Pressegesprächs der Landesräte Eva Prischl, Ludwig Schleritzko und Martin Antauer. Sie informierten gemeinsam mit Johannes Pressl, Präsident des NÖ Gemeindebundes, Andreas Kollross, Präsident des NÖ GemeindevertreterInnenverbandes sowie den Präsidenten Hans Ebner (Rotes Kreuz NÖ) und Hannes Sauer (Arbeiter-Samariter-Bund NÖ) über die künftige Neuausrichtung sowie finanzielle Absicherung der niederösterreichischen Rettungslandschaft.
Landesrätin Prischl betonte, dass die letzten Wochen und Monate von sehr intensiven Verhandlungen geprägt gewesen seien. Im Zentrum stand dabei die Sicherstellung des Rettungs- und Notarztsystems in Niederösterreich. Erstens sei die Finanzierung des Gesamtvertrages im Rettungsdienst sicherzustellen gewesen und zweitens gemäß Empfehlungen des Gesundheitspaktes 2040+ die Neuausrichtung des Rettungs- und Notfallsystems in Umsetzung zu bringen, meinte die Landesrätin. „Im Zusammenhang mit dem Rettungsdienstvertrag liegt nun nach intensiven Verhandlungen ein Ergebnis vor, das nicht nur die Vergangenheit und Gegenwart im Blick hat, sondern insbesondere auch die Zukunft“, betonte Prischl. Die Rettungsorganisationen erhalten für erbrachte Leistungen der Jahre 2022 bis 2025 rund 70 Millionen Euro zusätzlich. Zudem seien ein Gemeindeunterstützungspaket ausverhandelt und die Zusicherung getroffen worden, sich weiter umfassend über Verbesserungspotenziale und nachhaltige Reformschritte zu unterhalten, zeigte sich Prischl über die Einigung erfreut.
In Hinblick auf die durch die Abgeordneten im Landtag mit großer Mehrheit beschlossene Neugestaltung der niederösterreichischen Rettungs- und Notfallstruktur wies die Landesrätin darauf hin, dass die Anzahl der 21 Stützpunkte der Notarzteinsatzfahrzeuge (NEF) festgeschrieben gewesen sei. Von aktuell 32 NEF-Stützpunkten sollen elf Standorte umstrukturiert werden. Hier sollen zukünftig Notfallrettungen tätig sein, die mit hochqualifizierten Notfallsanitätern betrieben werden. Die Landesrätin habe daher Experten damit beauftragt, eine entsprechende Standortliste mit allen Stützpunkten des Landes zu erstellen, um eine zukunftsfähige Versorgungsstruktur zu errichten, die medizinische Qualität, Effizienz und Erreichbarkeit sinnvoll vereine. Diese Stützpunkte werden ab April 2027 das neue krankenhausbasierte Notarztsystem bodengebunden tragen. Die Standorte seien auch mit allen Regierungsparteien abgestimmt worden. „Notarzteinsatzfahrzeuge werden dann in Amstetten, Baden, Gänserndorf, Gmünd, Hollabrunn, Horn, Korneuburg, Krems, Lilienfeld, Melk, Mistelbach, Mödling, Neulengbach, Neunkirchen, Schwechat, Sankt Pölten, Scheibbs, Tulln, Waidhofen/Thaya, Wiener Neustadt und Zwettl stationiert sein. Die restlichen Standorte werden umstrukturiert und zukunftsfit ausgerichtet“, gab sie bekannt und fügte hinzu, dass „die im Gesundheitspakt festgelegten flankierenden Maßnahmen zuvor umgesetzt sein müssen. Erst wenn die Voraussetzungen geschaffen sind, wird es zu Veränderungen in den Regionen kommen.“
Die im Gesundheitsplan 2040+ festgelegten Empfehlungen für eine schnelle und vollkommene Rettungskette der Zukunft wurden mit den Rettungsorganisationen besprochen und sollen bis zum Frühjahr 2027 in Umsetzung sein. Diese sind ein wohnortnahes First-Responder-System für lebensrettende Sofortmaßnahmen bei lebensbedrohlichen Notfällen in den Gemeinden, die Standorterweiterung der Acute Community Nurses zur Schnittstellenbetreuung zwischen Primärversorgung und Notfallmedizin, der Ausbau auf insgesamt 86 Rettungswagenstützpunkte (RTW-C) mit hochqualifizierten Notfallsanitätern, die Ausweitung der Flugrettung an den Hubschrauberstützpunkten im Land durch 24/7 Betrieb, Nacht- und Schlechtwettertauglichkeit sowie die Erweiterung des Intensiv-Transport-Hubschraubers und die Erweiterung der telemedizinischen Unterstützung nicht-ärztlich besetzter Einsatzmittel durch Telenotfallmediziner. „Mit dieser Weiterentwicklung schützen wir das Gesundheitssystem vor Überlastung und gewährleisten gemeinsam, dass die Niederösterreicherinnen und Niederösterreicher auch in Zukunft bestmöglich versorgt werden“, ist die Landesrätin überzeugt.
„Der Gesundheitspakt 2040+ und der daraus resultierende Gesundheitsplan 2040+ ist ein starkes Zeichen der Geschlossenheit. Mit der geplanten Neuausrichtung der Rettungslandschaft in Niederösterreich wird auf die aktuellen Herausforderungen reagiert und das Rettungs- und Notfallwesen fit für die Zukunft gemacht“, sagte Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko, der darauf hinwies, dass „es meine Aufgabe ist, die finanzielle Absicherung des Rettungs- und Notfallwesens zu garantieren, ohne unsere Gemeinden dabei übermäßig zu belasten. Deshalb übernimmt das Land Niederösterreich die gesamte Finanzierung in Höhe von 70 Millionen Euro von 2022 bis 2025, wovon 50 Millionen Euro als Gemeindeunterstützungspaket für unsere Gemeinden vorgesehen sind. Das ist ein starkes Zeichen der Geschlossenheit und ein nachhaltiges Zukunftspaket für das Rettungswesen in Niederösterreich.“
NÖGUS-Vorsitzender, Landesrat Martin Antauer unterstrich: „Veränderung macht vielen Menschen Sorge. Das ist verständlich, besonders dann, wenn es um die Gesundheit geht. Jeder Niederösterreicher und jede Niederösterreicherin muss im Ernstfall die beste Hilfe bekommen – kompetent, zuverlässig und rasch. Es darf keinen Unterschied machen, ob jemand in der Stadt lebt oder am Land beheimatet ist. Jeder hat überall und jederzeit das Recht auf eine optimale Versorgung. Der Mensch steht im Mittelpunkt, nicht das System oder die Statistik. Wenn es um Leben und Gesundheit geht, gibt es keine Kompromisse. Darum braucht es jetzt mutige Schritte und Klarheit. Der NÖGUS begleitet die notwendige Umstrukturierung des Rettungswesens, damit unsere Gesundheitsversorgung auch in Zukunft sicher und verlässlich bleibt.“
Die beiden Präsidenten der Gemeindevertreterverbände, NÖ Gemeindebund-Präsident Johannes Pressl und Andreas Kollross, Präsident des NÖ GemeindevertreterInnenverbandes, sagten, man habe die Reformschritte eingefordert, vereinbart und trage sie auch mit. „Die Reform und Neuausrichtung des Rettungs- und Notfallwesens ist notwendig und ein richtiger Schritt. Gut, dass die Rettungsorganisationen mit an Bord sind und die Dringlichkeit auch für interne Reformschritte ebenfalls sehen. In harten, aber konstruktiven Verhandlungen haben wir die Basis für eine langfristige Absicherung der Finanzierbarkeit durch Land und Gemeinden gelegt. Das ist für uns – neben der optimalen Versorgung der Bevölkerung – natürlich entscheidend. Die Finanzierung der in der Vergangenheit angelaufenen Mehrkosten über die vertraglich vereinbarten Normbeträge hinaus wird zum überwiegenden Teil durch das Land Niederösterreich getragen. In Zeiten mehr als angespannter Gemeindebudgets ein sehr wichtiges Signal und eine große Unterstützung, für die wir uns herzlich bedanken.“
Rotes Kreuz Niederösterreich Präsident Hans Ebner unterstrich, dass man „seit 120 Jahren Rettungsdienst betreibt. Wir sind verlässlicher Partner des Landes, der Gemeinden und der Bevölkerung. Seit 35 Jahren betreiben wir gemeinsam mit dem Samariterbund Niederösterreich zudem auch als verlässlicher Partner die Notfallrettung. Mit der Umstrukturierung der Rettungslandschaft und folglich unserer gut ausgebildeten Sanitäterinnen und Sanitäter an den 21 Notarzt- und zukünftig 86 RTW-C Stützpunkten in Kombination mit dem Ausbau des Telenotarztes, schaffen wir ein engmaschiges Notfallsystem und können auch unseren Versorgungsauftrag in Zukunft sicherstellen. Es hat sich in der Zeit sehr viel verändert: von den Fahrzeugen, der Ausstattung, der Arbeitsweise und Systeme bis hin zur Ausbildung unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Unser Anspruch war und ist es immer, hohe Qualität sicherzustellen. Deshalb haben wir frühzeitig in die Ausbildung unserer Sanitäterinnen und Sanitäter sowie Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter begonnen. Viele von ihnen verfügen heute über Zusatzkompetenzen, können sich bei Bedarf Unterstützung durch den Rotkreuz-Telenotarzt holen und können so noch schneller und professioneller helfen. Zusätzlich haben wir das First-Responder-System aufgebaut, das wir nun weiter ausbauen können.“ Auch im Lichte der aktuellen Veränderungen werde man, so Ebner, „als Partner des Landes, der Gemeinden und der Gesundheitskassen den Versorgungsauftrag im Rahmen der kommenden Reformen weiterhin bestens wahrnehmen. Unser Ziel ist klar: die bestmögliche Versorgung der Bevölkerung in Zukunft anzubieten. Besonders wichtig ist mir dabei der Stellenwert der Freiwilligen, ohne die das System so nicht funktionieren würde. Gemeinsam mit dem Samariterbund Niederösterreich werden wir auch in Zukunft alles daransetzen, die Menschen in Niederösterreich kompetent und zuverlässig zu versorgen und betreuen.“
Hannes Sauer, Präsident des Arbeiter-Samariter-Bundes NÖ, betonte: „Wir sehen unsere Aufgabe als Arbeiter-Samariter-Bund NÖ in der Hilfe für Menschen vor Ort. Mit engagierten und bestens ausgebildeten Sanitäterinnen und Sanitätern leisten wir dort Unterstützung, wo sie gebraucht wird. Die schnelle Hilfe am Einsatzort ist oft der erste Schritt einer erfolgreichen Therapie – und damit ein wesentlicher Beitrag zur Gesundheit jedes Einzelnen. Wie bisher stehen wir auch in Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger im Einsatz. Unsere Sanitäterinnen und Sanitäter sorgen dafür, dass im Notfall rasch und zuverlässig die Hilfe geleistet wird, die Menschen in einer akuten Situation benötigen. Rund um die Uhr – 7 Tage die Woche, 24 Stunden am Tag – sind wir im gesamten Bundesland erreichbar und bereit, Hilfe zu leisten.“
Im (v. l.): .: Harald Radschopf, Christoph Mayer (beide Arbeiter-Samariter-Bund NÖ), Präs. Hannes Sauer (Arbeiter-Samariter-Bund NÖ), Dr. Elisabeth Bräutigam (Vorstand NÖ Landesgesundheitsagentur), NÖGUS-Vorsitzender und Landesrat Martin Antauer, Präs. Andreas Kollross (NÖ GemeindevertreterInnenverband), Gesundheitslandesrätin Eva Prischl, Präs. Johannes Pressl (NÖ Gemeindebund), Finanzlandesrat Ludwig Schleritzko, Dr. Christian Fohringer (Geschäftsführer Notruf NÖ), Präs. Hans Ebner (Rotes Kreuz NÖ), Barbara Benedetter (Rotes Kreuz), Marco Trefanitz (Geschäftsführer ÖAMTC-Flugrettung), Julian Spiegl und Marcel Gradinger (alle Rotes Kreuz).
Foto: NLK/Khittl