Am 31. März 2025 präsentierten die niederösterreichischen VertreterInnen von Ärztinnen- und Ärztekammer, Landeszahnärztekammer, Apothekerkammer, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer, Landwirtschaftskammer, Gemeindebund und GemeindevertreterInnenverband, wie sich ihre Institutionen als Kooperationspartner in die Umsetzung des Gesundheitsplans NÖ einbringen können.
Die VertreterInnen der Institutionen hoben den Gesundheitsplan, der vergangene Woche präsentiert und auch beschlossen worden war, als wichtigen Schritt zur nachhaltigen Sicherung und Weiterentwicklung der medizinischen Versorgung in Niederösterreich hervor.
Wolfgang Ecker, Präsident der Wirtschaftskammer Niederösterreich, betonte dabei, dass ein gesunder Wirtschaftsstandort nicht nur wirtschaftlich gesunde Betriebe brauche, sondern auch gesunde MitarbeiterInnen. Sie seien das Fundament erfolgreicher Unternehmen. „Die Ergebnisse einer aktuellen Studie des IFDD im Auftrag der Wirtschaftskammer NÖ zeigen deutlich, dass die NiederösterreicherInnen die Notwendigkeit von Weiterentwicklungen im Gesundheitssystem erkennen und bereit sind, Veränderungen mitzutragen“, erläuterte Ecker. Dabei spiele die betriebsärztliche Versorgung eine wichtige Rolle in der Gesundheitsvorsorge und trage dazu bei, Krankenstände zu reduzieren und somit die Wettbewerbsfähigkeit der Betriebe zu stärken. „Als Wirtschaftskammer ist es uns daher wichtig, den vorgestellten Gesundheitsplan zu unterstützen“, führte er aus.
Institutionen stehen hinter dem Gesundheitsplan
Die VertreterInnen der acht Institutionen stehen geschlossen hinter den Zielen des Gesundheitsplans und sind bereit, als Kooperationspartner aktiv an seiner Umsetzung mitzuwirken und ihre fachliche Expertise in Reformprozesse einzubringen.
Der Präsident der Landwirtschaftskammer Niederösterreich, Johannes Schmuckenschlager, sah in der Sicherstellung einer hochwertigen, optimalen Gesundheitsversorgung eine zentrale Herausforderung, besonders in und für die ländlichen Regionen. Er führte weiter aus: „Der Gesundheitsplan NÖ ist ein zukunftsweisender Schritt, um diesen Herausforderungen mit einer langfristigen, strategischen Planung zu begegnen.“ Gerade in Niederösterreich, wo viele Menschen in kleineren Gemeinden und im ländlichen Raum leben, bräuchte es zukunftsfitte Modelle der Versorgung, moderne Infrastruktur und vor allem ausreichend medizinisches Personal. Für Schmuckenschlager setzt der Gesundheitsplan hier wichtige Schwerpunkte. „Von der Stärkung der Primärversorgung über neue Versorgungsformen bis hin zur Digitalisierung im Gesundheitsbereich. Ich begrüße daher die Umsetzung dieses Plans ausdrücklich – er ist ein wesentlicher Baustein, um die Lebensqualität für unsere BäuerInnen in ganz Niederösterreich langfristig zu sichern und gleichwertige Gesundheitschancen für alle Menschen im Land zu gewährleisten.“
Auch die Vizepräsidentin des Niederösterreichischen Gemeindebundes, Brigitte Ribisch, betonte die Bedeutung des Gesundheitsplans für die zukünftige medizinische Versorgung im Land: „Diese gemeinsame Initiative unterstreicht das Engagement aller beteiligten Institutionen für die Gesundheit der Bevölkerung in Niederösterreich. Der Gesundheitsplan NÖ stellt sicher, dass auch in Zukunft eine
hochwertige und flächendeckende medizinische Betreuung gewährleistet ist. Als Gemeinden stehen wir bereit, aktiv an der Umsetzung mitzuwirken und gemeinsam mit unseren Partnern die Gesundheitsversorgung nachhaltig zu stärken.“
Und der Präsident des niederösterreichischen GemeindevertreterInnenverbandes, Bgm. Andreas Kollross, ergänzte: „Demografischer Wandel ist die größte politische Herausforderung. Jede gesellschaftliche Entwicklung erzeugt neue Gegebenheiten und Entscheidungen. So auch im Gesundheitswesen. Aus diesem Grund unterstütze ich den Gesundheitsplan, weil dieser darauf eine Antwort gibt.“ Nachdem es sich um ein langfristiges Projekt handelt, sah Kollross nicht alles in Stein gemeißelt, weil weitere Entwicklungen möglicherweise in 15 Jahren andere Antworten bräuchten als jene, die wir heute formulieren. Dabei ließ er nicht unerwähnt, „dass Städte und Gemeinden 50 Prozent bei der Finanzierung des Spitalwesens mitzahlen. Deshalb ist es mir ganz besonders wichtig, dass die Mittel effizient eingesetzt werden, damit es für alle in diesem Land die gleiche Qualität und bestmögliche Gesundheitsversorgung gibt.“
Zusammenspiel aller Player sichert Gesundheitsversorgung
Für die VertreterInnen aller acht Institutionen war klar, dass sich nur im engen Zusammenspiel aller Player im Gesundheitswesen eine zukunftsorientierte, patientInnenfreundliche und leistungsfähige Gesundheitsversorgung in Niederösterreich sicherstellen lässt.
Mag. Heinz Haberfeld, Präsident der Apothekerkammer Niederösterreich, hob hervor, dass sich die gesundheitspolitischen Herausforderungen nur im Sinne der Betroffenen bewältigen lassen, wenn die Ressourcen und Potenziale aller niederösterreichischen Gesundheitsinstitutionen besser genutzt würden. „Gleichzeitig müssen wir die digitalen Möglichkeiten – von e-Rezept bis Telemedizin – umfassender einsetzen. 260 öffentliche Apotheken und sechs Krankenhausapotheken stehen bereit, um gemeinsam die Gesundheitsversorgung zu verbessern“, bekräftigte Haberfeld. Die Expertise der ApothekerInnen könnte gleich mehrfach genutzt werden: „Als zentrale Anlaufstelle bei allen gesundheitlichen Fragen, bei der weiteren Steuerung von PatientInnen innerhalb des Systems sowie bei der Prävention.“
Auch eine moderne Krankenhausstruktur mit optimalen Versorgungswegen, die sich nahtlos in die regionale gesundheitliche Versorgung einfügt, ist essenziell, um den Herausforderungen des demografischen Wandels und Fachkräftemangels, aber auch den steigenden Anforderungen und Qualitätsansprüchen im Gesundheitswesen gerecht zu werden. Gleichzeitig geht es darum, die Ausbildung der Beschäftigten zu forcieren und die Arbeitsplätze im Gesundheitsbereich zu sichern und auszubauen.
Für Markus Wieser, Präsident der Arbeiterkammer Niederösterreich und Vorsitzender des ÖGB Niederösterreich, steht das Gesundheitswesen vor strukturellen Veränderungen und Herausforderungen, um eine bestmögliche Versorgung für die BürgerInnen zu gewährleisten. Darauf weist die Arbeiterkammer Niederösterreich schon seit langem hin und hat entsprechende Resolutionen quer über alle Fraktionen in den Vollversammlungen verabschiedet. „Der Gesundheitsplan des Landes Niederösterreich muss darüber hinaus gewährleisten, dass die Qualität der Ausbildung weiter gestärkt und die Beschäftigung ausgebaut wird. Die ArbeitnehmerInnen im Gesundheitswesen sind der wichtigste Faktor und müssen in diesen Prozess entsprechend eingebunden sein, das gilt gleichermaßen für die Interessenvertretungen der Versichertengemeinschaft und der Gesundheitsberufe“, hob Wieser hervor.
Strukturreform macht Gesundheitswesen zukunftsfit
Damit die Gesundheitsversorgung an moderne Strukturen angepasst und auch tatsächlich zukunftsfit wird, braucht es die geplante Strukturreform der Krankenhäuser in Niederösterreich. Eine funktionierende Nahtstelle zwischen stationärem Bereich der Krankenhäuser und niedergelassener Versorgung ist dabei unverzichtbar. So können medizinische Ressourcen effizient eingesetzt und die Qualität der Behandlung entlang der gesamten Versorgungskette weiterhin sichergestellt werden.
Dr. Harald Schlögel, Präsident der Ärztinnen- und Ärztekammer für Niederösterreich, sah im sektorübergreifenden Konzept der vorgelagerten allgemeinmedizinischen Erstversorgung den Schlüssel für eine flächendeckende öffentliche Grundversorgung in Niederösterreich: „Im Gesundheitsplan NÖ ist ein bedarfsorientierter Ausbau der intra- und extramuralen ambulanten
Strukturen vorgesehen. An den Spitalsstandorten sind die EVAs, die Erstversorgungsambulanzen, Teil dieses Konzepts.“ Diese EVAs sollten unmittelbar vorgelagert sein und gewissermaßen als eine Art Filter entscheiden, ob eine Aufnahme der PatientInnen ins Krankenhaus notwendig sei oder ob sie nach der Erstversorgung in die Niederlassung bzw. nach Hause entlassen werden könnten. „Das macht sie zu einem wichtigen Element im Gesundheitssystem der Zukunft. Wir können damit in allen Regionen Niederösterreichs eine umfassende Grundversorgung garantieren, in die sich niedergelassene ÄrztInnen einbringen können“, strich Schlögel die wichtige Funktion der EVAs für die Gesundheitsversorgung in Niederösterreich hervor. Er gab aber auch zu bedenken, dass vor einer Auslagerung von Leistungen aus den Spitälern in den niedergelassenen Bereich dort die Ressourcen und Strukturen entsprechend gestärkt und ausgebaut werden müssten. Mit den EVAs würde die dringend notwendige Nahtstelle zwischen intramuralem und niedergelassenem Bereich geschaffen. Damit könnten Synergien optimal genutzt werden. „Sinnvoll wäre an dieser Stelle zudem, wenn wir Abteilungen für Allgemein- und Familienmedizin einrichten, und zwar mit Primariaten. Damit schaffen wir einen wichtigen Baustein für die Ausbildung unserer zukünftigen FachärztInnen für Allgemein- und Familienmedizin und können die EVAs auch mit dem notwendigen Personal bespielen. Es gilt jetzt diese einmalige Chance zu nutzen, unserem Ausbildungsauftrag nachzukommen und darüber hinaus eine Rundum-Grundversorgung für alle NiederösterreicherInnen zu gewährleisten“, forderte er.
Enge und konstruktive Zusammenarbeit aller AkteurInnen
Auch DDr. Hannes Gruber, Präsident der Landeszahnärztekammer für Niederösterreich, bekräftigte seine Unterstützung für eine umfassende Strukturreform: „Als Unterzeichner dieser Unterstützungserklärung sehe ich im Gesundheitsplan NÖ den richtigen Weg zur nachhaltigen Sicherstellung und Weiterentwicklung der zahnmedizinischen Versorgung.“ Gruber ist in seiner Funktion bereit, an einer Umsetzung tatkräftig mitzuarbeiten und sein fachliches Wissen einzubringen. Eine enge und konstruktive Zusammenarbeit zwischen allen relevanten AkteurInnen – insbesondere zwischen Spitälern und niedergelassenem Bereich – ist entscheidend, um eine qualitativ hochwertige und nahtlos abgestimmte Akut- und Regelversorgung sicherzustellen.
Am Bild: Acht Interessensvertretungen unterstützen den nö. Gesundheitspakt.
Foto: Josef Bollwein