Verein „Ich schaff das – Gratis-Nachhilfe in Niederösterreich“ startet mit Gratis-Nachhilfe im August
Jede/r fünfte niederösterreichische SchülerIn in Niederösterreich bekommt externe Nachhilfe, das sind rund 29.000 SchülerInnen. Für diese berappen die Eltern jährlich fast 20 Millionen Euro. Für ebenso viele SchülerInnen hätten die Eltern gerne eine bezahlte Nachhilfe genommen – aber das war nicht drin im Familienbudget.
„Die meisten SchülerInnen wollen sich durch Nachhilfe entweder ihre Noten verbessern (50 Prozent) oder negative Noten vermeiden (32 Prozent). Mehr als sechs von zehn NachhilfeschülerInnen haben Nachhilfe in Mathematik“, weiß SPÖ NÖ Landesparteivorsitzender LHStv. Franz Schnabl. Für ihn sei es unverständlich, dass die „Summerschool“ des Bundes daher nur Nachhilfe in Deutsch anbiete: „ein großer Teil der Eltern, die für ihre Kinder Nachhilfe bezahlen, ist dadurch finanziell stark belastet, wie Studien zeigen. Für uns ist es wichtig, dass wir einerseits die Eltern spürbar entlasten – finanziell, aber auch zeitlich. Dazu sehen sich viele Eltern nicht in der Lage, ihre Kinder fachlich zu unterstützen. Dem wollen wir mit dem von der SPÖ NÖ initiierten Verein ‚Ich schaff das – Gratis-Nachhilfe in Niederösterreich‘ Abhilfe verschaffen.“
Bereits in den vergangenen Jahren habe man 200 SchülerInnen habe in sechs Pilotgemeinden eine Gratis-Nachhilfe organisiert und der Erfolg spreche für sich, informiert Schnabl: „90 Prozent haben danach den Nachzipf geschafft.“ Leider sei es nicht gelungen, sagt Schnabl, ein flächendeckendes Angebot der Gratis-Nachhilfe in Niederösterreich durchzusetzen – die ÖVP habe wieder einmal blockiert. „Unser Ziel bleibt es, jedem Kind gleiche Chancen in seinem Bildungsweg zu bieten.“
Schmidt – Nachhilfeprojekt startet im August
„Wir starten jetzt im August mit unserem Gratis-Nachhilfe-Angebot“, freut sich LAbg. Elvira Schmidt, die Präsidentin des Vereins und selbst Pädagogin und Direktorin in einer NMS in Hirtenberg: „Wir bieten für alle niederösterreichischen SchülerInnen zwischen sieben und 14 Jahren Nachhilfe in Mathematik und Englisch an – weil wir der Meinung sind, dass man sich nicht nur auf ein Fach konzentrieren kann. Lerndefizite gibt es nicht nur in Deutsch. Statistisch gesehen, gibt es gerade in Mathematik den größten Nachholbedarf. Wir wollen niemanden alleine lassen und sehen unser Angebot als Ergänzung zu dem des Bundes, wo in diesem Sommer eben nur Nachhilfe in Deutsch angeboten wird.“
In diesem Jahr wurde das Angebot der Gratis-Nachhilfe in folgenden Gemeinden organisiert: St. Valentin, Hirtenberg, Teesdorf, Wiener Neudorf, Guntramsdorf, Pottenstein und Ybbs. „Der Unterricht wird in den Räumlichkeiten der Gemeinden, hauptsächlich in Schulen stattfinden. Unterrichtet wird in Gruppen von sieben bis zehn Kindern“, erklärt Schmidt. Die Kurse dauern eine Woche lang bzw. 15 Unterrichtseinheiten. Das Land NÖ hat zugesagt, das Projekt mit 10.000 Euro zu unterstützen.
Unterrichten sollen die Kinder und Jugendlichen ausgebildete Lehrkräfte oder solche, die sich gerade in Ausbildung befinden. Schmidt sieht darin auch eine Chance für die Nachwuchs-Lehrer: „Junge Pädagogen können so schon während des Studiums wertvolle Praxis-Erfahrungen sammeln.“
Die Zahlen zeigen, dass die Inanspruchnahme von Nachhilfe keine Ausnahme mehr sei, sagt Schmidt: „Sogar in der Volksschule brauchen bereits 13 Prozent der SchülerInnen Nachhilfe. Vor drei Jahren waren es noch neun Prozent. Das zeigt, wie dringend notwendig unser Projekt ist.“
Dworak – werden nicht lockerlassen
Der Präsident des niederösterreichischen GemeindevertreterInnenverbandes, Rupert Dworak, ist auch Bürgermeister in Ternitz. Dort wird ein ähnliches Projekt seit Jahren über die Gemeinde angeboten, wie er sagt: „Für alle Ternitzer SchülerInnen bieten wir im August Nachhilfe an. Für die Teilnahme ist ein positiver Abschluss in Deutsch notwendig, damit die Kinder dem Unterricht folgen können und die Nachhilfe wirklich Sinn macht.“ ‚Best practice‘ Beispiele gebe es in Niederösterreich einige – so wird beispielsweise in Gänserndorf das Lernhaus hervorgestrichen, das die Kinder sogar während des gesamten Schuljahres betreut und sich durch Spenden finanziert oder die von der Gemeinde Zwentendorf initiierte Sommerschule der Gemeinde.
Er fordert das Land NÖ und die ÖVP auf, wichtige Projekt wie die Gratis-Nachhilfe nicht zu blockieren und die Sorgen und Nöte der Eltern ernst zu nehmen: „Das Ziel von uns SozialdemokratInnen ist nach wie vor ein Modell, das auf ganz Niederösterreich ausgeweitet wird. Mit nur 85.000 Euro könnte das Projekt in jedem Bezirk – niederösterreichweit – realisiert werden. Die Summe ist ein Klacks, wenn man bedenkt, mit welchen Förderungen so manche Vereine oder Kulturprojekte subventioniert werden. Wir werden nicht lockerlassen und für das Budget 2021 wieder verhandeln. Denn wir wollen Kinder und Eltern unterstützen. Es klingt abgedroschen, muss aber immer wieder gesagt werden: Der Bildungsweg eines Kindes darf nicht davon abhängig sein, wieviel in der Geldtasche der Eltern drin ist!“