LRin Ulrike Königsberger-Ludwig und NÖ GVV-Präsident Bgm. Rupert Dworak präsentieren Maßnahmenkatalog der SPÖ Niederösterreich.
„Für uns, als SPÖ, ist die oberste Prämisse eine gut ausgestaltete, wohnortnahe medizinische Versorgung. Außerdem darf der Besuch beim Arzt niemals von der Geldbörse der Menschen abhängig sein“, spricht sich SPÖ-Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig für optimale Kassen-Medizin-Strukturen in Niederösterreich aus. Diese werden notwendig, um mit dem demographischen Wandel Schritt zu halten. Die Nachfrage an Gesundheits- und Pflegeleistungen steigt merklich. Mit dem Bevölkerungswachstum – allein um 260.000 EinwohnerInnen in NÖ in den letzten 40 Jahren – braucht es weitere neue MedizinerInnen im Land. „Das lässt auch den Fachkräftemangel – in der Pflege und der Ärzteschaft – eklatant ansteigen“, weiß Königsberger-Ludwig. Bei den niedergelassenen ÄrztInnen drohe dazu eine wahre Pensionierungswelle – bis zu 60 Prozent aller AllgemeinmedizinerInnen erreichen in den nächsten zehn Jahren das Pensionsalter.
„Daher braucht es JETZT eine gemeinsame Kraftanstrengung und ein klares Bekenntnis zum solidarischen Gesundheitssystem und zu einem niederschwelligen, wohnortnahen Angebot. Es ist einerseits notwendig die zukünftige Versorgung – vor allem der ländlichen Gebiete – nachhaltig sicher zu stellen und es ist essentiell, attraktive Arbeitsregion für junge ÄrztInnen zu sein, was bedeutet, dass man die Work-Life-Balance steigern muss und sie von unverhältnismäßigem, bürokratischem Aufwand befreien muss“, fordert die NÖ-Landesrätin mutiges und engagiertes Anpacken, im Sinne der NiederösterreicherInnen – für einen Arztbesuch ohne Zusatzkosten und ohne monatelange Wartezeiten. Das war auch der Grundtenor bei Bürgermeister-Gesprächen in allen Regionen Niederösterreichs.
Die SPÖ NÖ schlägt einerseits eine Ausbildungsoffensive vor – dazu gehört ein Ausbau des LandärztInnen-Stipendiums, der vollständige Abruf des Studienplätze-Kontingents für Niederösterreich, inklusive eines klaren Anreizsystems und der Forcierung der Ausbildung mit Schwerpunkt Allgemeinmedizin zur Sicherung der hausärztlichen Versorgung. Außerdem braucht es die Wiedereinführung landesfinanzierter GemeindeärztInnen, mit einem klar definierten Aufgabenkatalog – etwa der schulärztlichen Versorgung. Es braucht eine Überarbeitung der Honorarsysteme für KassenmedizinerInnen, die Beseitigung des Verwaltungsaufwandes und attraktive Arbeits- und Anstellungsmodelle. Und zu guter Letzt müsse man für den Ausbau der Primärversorgungs-Zentren sorgen, meint Königsberger-Ludwig: „Dies würde für ganztägige medizinische Versorgung für die NiederösterreicherInnen und bestmögliche Work-Life-Balance und Vereinbarkeit von Familie und Beruf für die Kassen-ÄrztInnen sorgen.“
Das Fieberthermometer stehe im tiefroten Bereich, meint NÖ GVV-Präsident Bgm. Rupert Dworak zur Situation rund um die Kassen-Arzt-Stellen in Niederösterreich: „Die Landeshauptfrau hat vor vier Jahren den NiederösterreicherInnen die Garantie dafür gegeben, dass auch in Zukunft alle Landarztpraxen besetzt sind, um die Menschen wohnortnah und kompetent zu versorgen. Die Realität ist leider eine andere. Wir sehen so viele Kassenstellen wie noch nie unbesetzt – nämlich 15 für Allgemeinmedizin und 26 Facharztstellen im ganzen Bundesland.“ Für 2023 sind weitere 8 Kassen-Stellen (Anm.: Allgemeinmedizin und FachärztInnen) bereits ausgeschrieben und aufgrund von mehr als zehn erfolglosen Ausschreibungen sind zusätzlich 17 Kassen-Arzt-Stellen für Allgemeinmedizin seit bereits bis zu sechs Jahren vakant. Nicht die Zuständigen im Bund, Land NÖ und der österreichischen Gesundheitskassa seien diejenigen, die für Ersatz kämpfen, wenn jemand in Pension geht, weiß Dworak: „Es sind die GemeindevertreterInnen, denen die medizinische Sicherheit ihrer BürgerInnen am Herzen liegt. Weil eine gute medizinische Versorgung ein massiver Grundpfeiler der Lebensqualität ist.“
Wenn neben den kassenärztlichen Strukturen noch fast ebenso viele Wahlärzte Platz fänden, stimme etwas nicht, meint Dworak., denn „wer öffnet – gerade in einer Zeit massiver Teuerungen – gerne für eine Untersuchung seine Geldbörse? Wenn genügend KassenärztInnen bereitstünden und extreme Wartezeiten der Vergangenheit angehören würden – außer ein paar Wohlhabende – wohl keiner. Es muss wieder reichen, beim Arzt die E-Card zu zücken. Bankomat- und Kreditkarte dürfen nicht länger ausschlaggebend sein, damit sich die Tür zu angemessener medizinischer Versorgung öffnet.“
In nahezu allen Regionen zeigt sich, dass den vollmundig angekündigten Garantien nur zögerliche Taten folgen, stellt Dworak fest: „Wenn durchschnittlich lediglich ein Kassen-Lungenfacharzt/-ärztin für 65.338 NiederösterreicherInnen Dienst tut – und das in einer Pandemie-Situation, mit Auswirkung auf dieses Organ – spricht das Bände.“ Auch in einem besonders heiklen Bereich der Vorsorge ortet Dworak Engpässe, die auch etwa auf die vorhandenen FrauenärztInnen, KinderärztInnen, etc. umgelegt werden könnten: „In ganz Niederösterreich gibt es genau 34 Urologen mit Kassenvertrag. Das sagt der Menschenverstand, dass sich das bei etwa 836.996 männlichen Niederösterreichern nicht ausgehen kann und dass die Niederösterreicher entweder gezwungen sind, zu einem Wahlarzt auszuweichen und zu zahlen oder dass sie erst gar nicht hingehen. Damit riskieren sie behandelbare Erkrankungen nicht rechtzeitig zu erkennen. Beides wollen wir nicht. Beides kann nicht im Sinne handelnder Politik sein und ist in jedem Fall nicht im Sinne der Sozialdemokratie. Wer Steuern zahlt, soll dann auch auf die Leistungen des Staates zugreifen können. Und dazu gehört ein Gesundheitssystem, das für alle da ist und darauf schaut, dass sowohl präventiv als auch akut jedem die notwendige Behandlung zu Teil wird.“
Am Bild (v.l.) Dworak, Königsberger-Ludwig
Foto: NÖ GVV/hm