NÖ GVV-Präsident Bgm. Rupert Dworak und SPÖ NÖ-Landesgeschäftsführer Bgm. Wolfgang Kocevar ziehen Bilanz zur niederösterreichischen Gemeinderatswahl 2020. Freude herrscht über Gemeinden wie Schwechat, Herzogenburg oder Guntramsdorf, wo die SP-Absolute zurückgeholt werden konnte. Auf der anderen Seite schmerzen Verluste wie in Amstetten oder Wiener Neustadt sehr. Dringenden Gesprächsbedarf sehen Dworak und Kocevar nun auch in Sachen Wahlrecht und nicht-amtlicher Stimmzettel.
Dworak: „Das Ergebnis war landesweit leider
sehr durchwachsen. Geprägt von sehr schmerzlichen Niederlagen wie in Amstetten,
Wiener Neustadt oder Groß Siegharts. Aber auch von überaus schönen Erfolgen wie
in Schwechat, Guntramsdorf, Herzogenburg oder im kleinen Kreuzstetten. Aber unterm Strich kann das Ergebnis für uns
natürlich nicht zufriedenstellend sein. Die ÖVP-Dominanz, vor allem auch in
sehr vielen kleinen Landgemeinden, aber auch im urbanen Bereich wachsend, ist
größer denn je. Für uns sozialdemokratische MandatarInnen und FunktionärInnen
kann das nur der Auftrag sein, unmittelbar, nach den genauen Wahl-Analysen, mit
der Arbeit für 2025 zu beginnen.“
Kocevar: „Die
Verluste sind natürlich schmerzlich, sowohl in den vielen kleineren Gemeinden,
aber auch in großen Kommunen. Doch starke
SPÖ-Ortsorganisationen bzw. BürgermeisterInnen haben in zahlreichen Gemeinden
teilweise große Zugewinne erreicht bzw. ihre Position erfolgreich verteidigt: Nämlich
da, wo sie gemeinsam mit den BürgerInnen die Gemeindepolitik und die
Entwicklung der Gemeinde erarbeiten. Beispielsweise in Ebenfurth, Ober
Grafendorf, Ternitz, Trumau, Traiskirchen oder in Waidmannsfeld und Ybbs an der
Donau. Besonders hervorzuheben ist auch, dass Bürgermeisterin Karin Baier in
Schwechat die absolute Mehrheit wieder erreicht hat.“
Kocevar und Dworak freuen sich neben Schwechat über weitere sieben neue
Gemeinden mit absoluter SPÖ-Mehrheit: Böheimkirchen, Gramatneusiedl,
Guntramsdorf, Herzogenburg, Kreuzstetten, Münchendorf und Petronell-Carnuntum.
Insgesamt gibt es nun 92 Gemeinden, inklusive St. Pölten und Krems, die eine
absolute Mehrheit haben.
„Außerdem haben wir auch in vier
Gemeinden einen Mehrheitswechsel zur SPÖ erreicht – in Bad Deutsch Altenburg,
Petronell-Carnuntum, Zeiselmauer und Zwölfaxing. Nun gilt es in einigen
Gemeinden durch Verhandlungen das Beste herauszuholen“, so Kocevar.
Für Dworak
und Kocevar ist unisono klar: „Wir haben auch bei dieser Wahl genau gesehen,
dass sich intensive Arbeit und Vorbereitung immer auszahlt und niederschlägt.
Wo diese geleistet wurden, gab es auch schöne sozialdemokratische Ergebnisse.
Herbe Niederlagen setzte es vor allem dort, wo interne Streitereien bis hin zu
Abspaltungen stattgefunden hatten.“ Das sei
beispielsweise in Schrems, Groß Schweinbarth oder Matzen der Fall gewesen. Dazu
habe die SPÖ 15 absolute Mehrheiten verloren. „Die Zahl jener SPÖ-Fraktionen in
den Gemeinden, die solide Arbeit geleistet und im Wahlkampf vollen Einsatz
gezeigt haben, aber durch den durchschlagenden Bundestrend etwas an Boden
eingebüßt haben, bilden die große Mehrheit. Deshalb haben wir bereits jetzt mit
der Arbeit für die nächsten Gemeinderatswahlen begonnen, um die SPÖ in so
vielen Gemeinden wie möglich als Wahlalternative zur ÖVP aufzubauen.“
„Dringenden Gesprächsbedarf“
orten Kocevar und Dworak auch in Sachen Wahlrecht und Stimmzettel. Kocevar: „Der
Tenor vieler Wahlbeisitzer war Diese Flut an Kaszettel tu ich mir nicht mehr
an – und das parteiübergreifend. In fast allen Gemeinden wurde die
Vorzugsstimmenwahl, die vor allem von der ÖVP exzessiv betrieben wurde, als
unübersichtlichste Wahl seit langem bezeichnet. Teilweise sind Stunden bei der
Zuordnung nach Stimmzetteln, die zu viel waren, vergangen, weil die
Klammermaschine nicht funktioniert hat oder ein anderes Malheur passiert ist.
Wir wollen daher einen amtlichen Stimmzettel mit der Möglichkeit Vorzugsstimmen
zu vergeben, der Wildwuchs nichtamtlicher Stimmzettel muss eingestellt werden.“
Dazu vertrete die SPÖ NÖ die Forderung „One man, one vote“ – jede/r
Wahlberechtigte mit einem Wohnsitz in Niederösterreich solle nur einmal
wahlberechtigt sein. Zudem solle die Regelung „Name vor Partei“ entfallen und
eine Verschärfung der Briefwahlkriterien beschlossen werden, so dass zumindest
ein Behördenkontakt des Wahlberechtigten erfolgen müsse.
Aus vielen Gemeinden kamen in den vergangenen Woche Informationen über
„gefühlte“ 500 Fouls der ÖVP – das geht von der Aufnahme von nicht im Ort
wohnenden Gemeindemitarbeitern in die Wählerevidenz aufgrund eines
„wirtschaftlichen Mittelpunkts in der Gemeinde“ bis hin zu subtiler Angstmache,
dass nur Gemeinden mit ÖVP-Mehrheit auch entsprechende finanzielle Mittel von
Land NÖ erhalten. Kocevar: „Da den BürgerInnen ein Miteinander vorspiegeln zu
wollen, das ist Chuzpe. Es kann doch auch unter politischen Mitbewerbern nicht
zu viel verlangt sein, fair und respektvoll miteinander umzugehen.“
Foto: NÖ GVV/hellm