Solidarität gefordert: Offener Babler-Brief an alle BürgermeisterInnen in Österreich

Solidarität gefordert: Offener Babler-Brief an alle BürgermeisterInnen in Österreich

Der Traiskirchner Bürgermeister Andreas Babler (Bild) sendet einen Hilferuf an alle AmtkollegInnen in Österreich und ersucht sie, in ihren Gemeinden Kriegsflüchtlinge aufzunehmen. Der SPÖ-GVV-NÖ unterstützt diese Aktion.

Hier der Offene Brief von Bgm. Andreas Babler im O-Ton:

Liebe Bürgermeisterkollegin, lieber Bürgermeisterkollege!
Dass vieles in der hohen Politik oft nicht gut läuft, das wissen wir aus unseren zahlreichen tagtäglichen Aufgabenstellungen und Erfahrungen. Damit umzugehen und trotzdem immer wieder das Beste für unsere Stadt/für unsere Gemeinde herauszuholen, ist Teil unseres Jobs, Teil unseres Anforderungsprofils. Seien es die gesetzlichen Umlagen, das Förderwesen oder behördlichen Angelegenheiten.

 

Warum ich mich als Bürgermeister Traiskirchens an dich wende, ist aber nicht um diese allgemeinen Dinge zu diskutieren, sondern dich um deine konkrete Solidarität zu ersuchen. Solidarität mit den vielen schutzsuchenden Menschen, die mittlerweile wie Weidetiere im Freien nächtigen und unter angespanntesten sanitären und hygienischen Bedingungen leiden müssen.
Das alles, weil die zuständige Politik versagt und weil es anscheinend um Machtspielchen zwischen den Beteiligten im Bund und Land geht. Die Leidtragenden sind die betroffenen Flüchtlinge und die Bevölkerung meiner Heimatstadt Traiskirchen.

 

Daher wende ich mich mit meinem Appell an dich und ersuche dich um deine konkrete Hilfe. Wir benötigen österreichweit dringend über 3.500 Plätze, damit wir diese schlimmen Massenlagerzustände beenden können.

 

Immer mehr Bürgermeister zeigen Verantwortung und menschliche Haltung und möchten helfen. Im selben Ausmaß prallen diese Initiativen an fadenscheinigsten bürokratischen Blockaden der Landes- oder Bundesstellen ab.

 

Wir als Bürgermeisterinnen und Bürgermeister sind diejenigen, die ganz konkret an der Seite von Menschen Entscheidungen treffen und Tag für Tag konkret gestalten. Deshalb ersuche ich dich zu helfen. Wenn du in deiner Kommune konkrete Möglichkeiten der Unterbringung von Flüchtlingen hättest, teile mir diese bitte mit. Auch Vereinsheime, Hallen mit Sanitäreinrichtungen, leerstehende Gasthöfe oder Bundes- bzw. Landeseinrichtungen die beziehbar wären. Alles könnte den vielen Männern, Frauen und Kindern in Traiskirchen ein wenig Würde zurückgeben.

 

Wir brauchen jetzt Menschen mit Rückgrat, Menschen mit Haltung, Menschen mit konkretem Handeln ohne Ängste. Bürgermeisterinnen und Bürgermeister, die es selbst in die Hand nehmen, wenn die Zuständigen versagen. Das schulden wir unserer Republik. Wir als BürgermeisterInnen können zeigen, wie es geht und nehmen das Heft selbst in die Hand.

 

Bitte melde mir die freien Plätze unter buergermeister@gemeinde-traiskirchen.at

Danke im Voraus für deine Hilfe.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Babler, MSc. Bürgermeister der Stadt Traiskirchen

 

SPÖ-GVV-NÖ Präsident und Vizepräsident des Österr. Gemeindebundes Bgm. LAbg. Rupert Dworak zum Offenen Brief:

„Ich unterstütze diese Aktion des Traiskirchner Bürgermeisters voll und ganz. Sein Offener Brief ist ein berechtigter und notwendiger Solidaritätsaufruf und richtet sich an alle BürgermeisterInnen, die bisher in ihrer Gemeinde noch keine Flüchtlinge aufgenommen haben. Und ich rede hier klar von Kriegsflüchtlingen, nicht von Wirtschaftsflüchtlingen. Denn all diejenigen, die vor Krieg, Verfolgung und Tod fliehen müssen, bedürfen unserer Solidarität und Zuwendung am dringendsten. Sie müssen in den Kommunen in kleinen Einheiten untergebracht werden – zu ihrem eigenen Wohl, auch um die nötige Akzeptanz in der Bevölkerung zu finden und natürlich um die überaus kritische Situation im Erstaufnahmelager Traiskirchen endlich wieder zu entspannen.

 

Ich habe heute auch Gemeindebundpräsident Helmut Mödlhammer gebeten, diesen Solidaritätsaufruf zu unterstützen und alle Gemeinden zu ersuchen, dabei mitzuhelfen, diese bisher österreichweit beispiellose Ausnahmesituation zu bewältigen. Hier muss jetzt unsere demokratische, solidarische Gesellschaft Rückgrat beweisen, um Menschen zu helfen, die vor Krieg und Elend auf der Flucht sind.“

 

Foto: www.fotoplutsch.at